Jede dritte Minute wird ein Kind auf der Welt mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren. Anders ausgedrückt: Etwa eins von 500 Kindern wird mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren. Damit zählt die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu einer der häufigsten Fehlbildungen beim Menschen. Allein in Deutschland kommen etwa 1.800 Kinder pro Jahr mit dieser Fehlbildung zur Welt. Die Spalten entwickeln sich im zweiten bis dritten Monat der Schwangerschaft, wenn der Rachenraum während der Bildung im Mutterleib nicht richtig geschlossen ist.
Die Spalten können unterschiedliche Ausprägungen haben, sodass sich bei manchen Kindern nur eine kleine Kerbe in der Lippe bildet. Bei anderen Kindern ist Lippe durch den Einschnitt regelrecht getrennt. Da die Fehlbildung gut sichtbar ist, wird sie vom Kinderarzt direkt nach der Geburt festgestellt.
Folgen einer Gaumenspalte
Ohne Behandlung haben Kinder mit dieser angeborenen Fehlbildung kaum eine Chance im Leben, denn die Gaumenspalte ist nicht nur ein ästhetisches Problem wie viele denken. Durch die Öffnung zwischen Mundhöhle und Nasenraum und die falsch verlaufenden Muskeln kann der Säugling meist nicht richtig trinken, sodass die Muttermilch zur Seite herausfliest. Durch die ständige Mundöffnung entsteht oftmals eine trockene Mundschleimhaut, die die Entstehung von Zahnbeleg und Karies begünstigt. Die trockene Nase, die ebenfalls zu wenig befeuchtet wird führt zu einer starken Anfälligkeit der Kinder für Infektionen. Auch die Belüftung des Mittelohrs hängt mit der Gaumenspalte zusammen, sodass oft das Gehör des Kindes beeinträchtigt ist. Das Kind lernt im schlimmsten Fall also auch schwer sprechen.
Hinzu kommt die Verunsicherung von Eltern bei der Geburt eines Kindes mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Die größte Sorge bereitet den Eltern die spätere Entwicklung des Kindes und Unsicherheiten über Behandlungsmöglichkeiten. In anderen Ländern ist die Geburt eines Kindes mit dieser Fehlstellung auch ein gesellschaftliches Problem, dass mit Scham behaftet ist. Vor allem hier muss entgegengewirkt werden, damit den Kindern ein normales Leben ermöglicht werden kann.
Hilfe für Kinder mit Fehlbildung
Während der ersten Tage im Leben des Babys ist es am wichtigsten, ihm ein normales Trinken zu ermöglichen. Deswegen wird zu dieser Zeit provisorisch eine Gaumenplatt eingesetzt, die die Gaumenspalte schließen soll. Anschließend wird von Kieferorthopäde und Chirurg das weitere Wachstum des Kiefers begutachtet. Auch das Gehör des Kindes muss im Zuge dessen geprüft werden, damit erfasst werden kann, wie stark die Ausprägung das Kind beeinträchtigt und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Meist kann zwischen dem vierten und sechsten Monat dann die lang ersehnte Operation stattfinden, bei der die Gauemspalte erneut mit einer passenden Platte korrigiert wird. Auch nach der Behebung der Fehlstellung müssen Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte weiter in Behandlung bleiben, denn Folgeschäden können nicht ausgeschlossen und müssen bestmöglich frühzeitig erkannt werden. Beispielsweise sind Kinder die mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zur Welt kamen besonders häufig Karies und massiven Zahnfehlstellungen bereits im Milchgebiss betroffen.Für Kinder die in Entwicklungsländern geboren werden gibt es diese medizinische Begleitung oft nicht. Vor allem die Probleme beim Trinken im Säuglingsalter sind oft gravierend und auch die Folgeschäden verschlimmern sich durch Nichtbehandlung bzw. späte Behandlung.